In der vergangenen Woche bewegte sich das EUR/USD-Paar in einer Preisspanne von fast 400 Pips. Das Wochentief lag bei 1,0779 und das Wochenhoch bei 1,1147. Das Paar beendete die Woche fast in der Mitte dieser Spanne, bei 1,0961.
Zwar haben technisch gesehen die Bullen dieser Runde gewonnen (da der Eröffnungskurs bei 1,0826 lag), jedoch ist dieser Sieg eher symbolisch, da die Bären den Aufwärtsdrang neutralisierten. Unter den aktuellen Bedingungen sind die Aussichten für einen bullischen Trend unklar, ebenso wie das Potenzial für einen anhaltenden Preisrückgang. Alles hängt von Donald Trump ab oder genauer gesagt von dem Schicksal der "großen Zölle", die am 9. April in Kraft treten sollen. Auch die für Donnerstag und Freitag erwarteten US-Inflationsdaten könnten eine bedeutende Rolle spielen. Dies sind die Schlüsselereignisse der kommenden Woche.

Am Samstag, den 5. April, traten in den USA die sogenannten "Baseline"-Zölle von 10% offiziell in Kraft, die eine Vielzahl importierter Waren betreffen. Abgesehen von einigen Straßenprotesten in den USA stießen diese Zölle auf wenig Widerstand, sodass ihre Einführung voraussichtlich keinen signifikanten Einfluss auf den EUR/USD-Wechselkurs haben wird. Der Hauptfokus liegt auf den großen individuellen Zöllen, die rund 60 Länder betreffen und diesen Mittwoch in Kraft treten sollen.
Das Schlüsselwort hierbei ist "geplant". In der kommenden Woche wird sich zeigen, ob die Ereignisse den Weg der Eskalation oder Deeskalation einschlagen werden – eine mögliche Verzögerung der Umsetzung nach dem Ergebnis von Verhandlungen.
Gestern begann Donald Trump, mit mehreren Ländern über eine Zollentlastung zu sprechen, darunter Indien, Vietnam und Israel. Auch Indonesien und Kambodscha haben ihre Bereitschaft zur Senkung ihrer Zölle signalisiert.
Wenn diese Gespräche erfolgreich sind, könnte der Dollar eine vorübergehende Erholung erfahren, und EUR/USD-Verkäufer könnten versuchen, das Paar wieder in den 1,08-Bereich zu ziehen. Man sollte jedoch bei diesen Abwärtsbewegungen vorsichtig sein, es sei denn, Washington erzielt bedeutende Vereinbarungen mit wichtigen US-Handelspartnern wie China, der EU und Kanada. Keine Fortschritte wurden erzielt, und der Dollar bleibt aufgrund steigender Rezessionsrisiken anfällig.
Wie bekannt, reagierte China auf die US-Zölle von 54% mit eigenen Zöllen von 34%. Peking hat außerdem 11 amerikanische Unternehmen auf seine "unzuverlässige Unternehmen"-Liste gesetzt, Exportkontrollen für 16 US-Unternehmen verhängt (wodurch Exporte chinesischer Güter mit doppeltem Verwendungszweck effektiv blockiert werden), und eine Antidumping-Untersuchung zu importierten CT-Scan-Röntgenröhren aus den USA eingeleitet.
Obwohl chinesische Beamte erklärt haben, dass sie "offen für Verhandlungen" seien, sind bislang keine Informationen über einen formellen Verhandlungsprozess aufgetaucht.
Die Europäische Union hat eine weichere Haltung eingenommen, jedoch noch keine formellen Gespräche aufgenommen. Die EU-Handelsminister treffen sich am Montag, den 7. April, um ihre nächsten Schritte zu erörtern.
Kanada erhebt einen 25% Zoll auf US-Fahrzeuge, die die Bedingungen des CUSMA-Handelsabkommens nicht erfüllen. Der kanadische Premierminister Mark Carney zeigte sich zuversichtlich, dass das Weiße Haus seine aktuelle Zollpolitik nicht ändern wird, es sei denn, es wird offensichtlich, dass amerikanische Familien und Arbeiter ernsthaft geschädigt werden.
Auch wenn einige Länder in Verhandlungen eingetreten sind, bleibt das Schicksal der "großen Zölle" ungewiss. Sollten die Schlüsselländer Trump bis zum 9. April nicht davon überzeugen können, die Umsetzung zu verzögern (oder sich auf eine Reduzierung oder Aufhebung zu einigen), tritt der Handelskrieg in eine neue Eskalationsphase ein. Im Übrigen treten Chinas 34% Gegenzölle am 10. April in Kraft, was Washington und Peking nur drei Tage Zeit lässt, um einen Kompromiss zu finden.
Es ist auch erwähnenswert, dass die USA seit dem 3. April einen 25% Zoll auf Autoimporte verhängt haben (mit dem gleichen Satz für Autoteile ab dem 3. Mai). Diese werden weiterhin Druck auf den Dollar ausüben und die amerikanische Autoindustrie belasten.
Mit anderen Worten, die Finanzwelt hat einen neuen Scheideweg erreicht: entweder Deeskalation (durch individuelle Abkommen und Reduzierungen/Aufhebungen der Zölle) oder Eskalation (mit ihrer Umsetzung aller angekündigten Zölle).
Letzteres Szenario würde dem Dollar erheblichen Schaden zufügen, da Rezessionsängste wiederaufleben. Zum Beispiel hat JPMorgan seine Prognose zur US-Rezessionswahrscheinlichkeit bereits auf 60% erhöht (von zuvor 40% vor dem "American Liberation Day"). Laut Ökonomen von Barclays droht den USA das Risiko der Stagflation: Die Inflation wird in diesem Jahr voraussichtlich über 4% steigen, während das BIP im vierten Quartal schrumpfen könnte – Bedingungen, die mit einer Rezession übereinstimmen.
Donald Trump warnte heute übrigens davor, dass "harte Zeiten" auf die Amerikaner zukommen. Er sagt, das Land durchlebe eine "ökonomische Revolution," die "nicht einfach" sein werde. Er glaubt jedoch, dass die USA am Ende ein "historisches Ergebnis" erzielen werden. Wann das geschehen soll, ließ er offen.
In der Zwischenzeit gab der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, in seiner Rede am Freitag einen düsteren Ausblick. Er räumte ein, dass die von der Regierung verhängten Zölle weitaus höher als erwartet sind und dass die Folgen voraussichtlich gravierender sein werden. Er stimmte mit den meisten Analysten überein, die eine höhere Inflation und ein langsameres Wirtschaftswachstum prognostizieren. Laut Powell bleiben das Ausmaß und die Dauer dieser nachteiligen Auswirkungen unklar.
Die Märkte werden die US-Inflationsdaten dieser Woche durch die Kommentare von Powell betrachten. Die wichtigsten Inflationszahlen werden am Donnerstag (VPI) und Freitag (PPI) veröffentlicht. Prognosen zufolge wird der jährliche VPI im März auf 2,6% sinken (von 2,8% im Februar). Der Kern-VPI wird voraussichtlich von 3,1% auf 3,0% zurückgehen. Der Erzeugerpreisindex (PPI) soll eine ähnliche Dynamik zeigen, mit einer Prognose von 3,0% beim Haupt-PPI und 3,2% beim Kern-PPI. Wenn die Inflation unerwartet anzieht, werden die Stagflationsrisiken steigen – insbesondere, wenn die "großen Zölle" in Kraft treten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die bevorstehende Woche wahrscheinlich ebenso volatil sein wird wie die letzte. Jedoch ist es nahezu unmöglich, die Richtung des EUR/USD vorherzusagen, da das Ergebnis der anstehenden Zollverhandlungen ungewiss bleibt.