Angst lähmt, aber Handeln setzt sich durch. Investoren überwinden langsam ihre Bedenken gegenüber Donald Trumps Angriffen auf die Unabhängigkeit der Federal Reserve und beginnen, Gewinne aus ihren Long-Positionen im EUR/USD zu realisieren, da die Prognosen des IWF pessimistisch ausfallen. Ja, der US-Dollar wird nicht mehr als sicherer Hafen betrachtet, aber der Euro bleibt eine prozyklische Währung—sein Wert ist an den Zustand der Weltwirtschaft gebunden, der in naher Zukunft nicht besonders rosig aussieht.
Der IWF hat seine Prognose für das globale BIP von 3,3 % auf 2,8 % für 2025 und von 3,3 % auf 2,9 % für 2026 aufgrund der Zollpolitik des Weißen Hauses nach unten korrigiert. Die Wirtschaft Chinas wird voraussichtlich in diesem und im nächsten Jahr auf 4 % verlangsamen, was jeweils um 0,6 und 0,5 Prozentpunkte unter den bisherigen Schätzungen liegt. Die USA werden um 0,9 und 0,7 Prozentpunkte hinter den Erwartungen zurückbleiben, mit einem prognostizierten BIP-Wachstum von 1,8 % bzw. 1,7 %. Dies sind die Folgen eines Handelskrieges zwischen globalen Schwergewichten—und dabei sind Washingtons Erhöhung der Zölle auf 145 % und Pekings auf 125 % noch nicht einmal berücksichtigt.
Trends bei Importzöllen

Anleger beginnen zu erkennen, dass die USA, wo Exporte nur 11% des BIP ausmachen, möglicherweise weniger leiden könnten als Deutschland und die Eurozone, wo die Exportanteile bei rund 40% liegen. Diese Tatsache allein reicht jedoch nicht aus, um den anhaltenden Kapitalabfluss von Nordamerika nach Europa zu stoppen.
US-amerikanische Wertpapiere waren lange Zeit die Standardwahl für Investitionen. Der Glaube an die amerikanische Einzigartigkeit zog ausländische Käufer an und stärkte den Dollar, was dazu führte, dass die Bewertungen amerikanischer Aktien erheblich überhöht wurden. Das wachsende Misstrauen in die Politik des Weißen Hauses hat ausländische Investoren dazu veranlasst, die USA wie Ratten auf einem sinkenden Schiff zu verlassen.
Bewertungstrends: US-amerikanische vs. europäische Aktienindizes

Der Dollar und US-Staatsanleihen sind nicht mehr die sicheren Anlagehäfen, die sie über Jahrzehnte waren. Investoren haben Alternativen in Gold, dem japanischen Yen, dem Schweizer Franken und deutschen Staatsanleihen gefunden. Dieser Wandel ist einer der Hauptgründe für den 7-prozentigen Rückgang des USD-Index seit Jahresbeginn. Wie lange könnte dieser Trend anhalten?

Meiner Meinung nach ist die Politik von Trump grundsätzlich fehlerhaft. Indem er versucht, das Leistungsbilanzdefizit der USA zu reduzieren, schneidet er die Exporterlöse anderer Länder ab—Erlöse, die historisch gesehen über Wertpapierkäufe in die USA reinvestiert wurden. Infolgedessen haben ausländische Investoren 19 Billionen Dollar in US-Aktien und 7 Billionen Dollar in Staatsanleihen angelegt. Sie halten außerdem 20–30 % des US-Unternehmensanleihemarktes. Diese Vermögenswerte werden derzeit abgestoßen, was den Aufwärtstrend des EUR/USD befeuert.
Technisch gesehen zeigt das Tagesdiagramm des EUR/USD-Paares eine Korrektur, da Spekulanten Gewinne aus Long-Positionen mitnehmen. Eine Erholung von den Unterstützungsniveaus am Pivotpunkt (1,1425) und dem fairen Wert (1,1380) sollte als Gelegenheit gesehen werden, neue Long-Positionen im EUR/USD aufzubauen.