Wenn es Geld gibt, kauft man das Beste. In den vergangenen Jahren galten der US-Dollar und in Dollar denominierte Anlagen – insbesondere Aktien der "Magnificent Seven" – als die besten Investitionen. Amerikanische Aktienindizes und die US-Wirtschaft lagen weit vor dem Rest. In Zeiten der Unruhe kauften Händler den US-Dollar sehnsüchtig, als ob er sehr gefragt wäre. Doch im Jahr 2025 hat sich alles umgedreht. Der Aufwärtstrend beim EUR/USD gewinnt an Fahrt. Credit Agricole nennt drei Gründe, warum er sich voraussichtlich fortsetzen wird.
Erstens gibt es steigende Erwartungen hinsichtlich einer dovish Geldpolitik der Federal Reserve. Eine sich abschwächende US-Wirtschaft und die Unwilligkeit der Inflation zu steigen, drängen die Zentralbank dazu, ihren Zyklus der Zinssenkungen wieder aufzunehmen.
Zweitens gibt es weniger Vertrauen in den US-Dollar als primäre Reservewährung. Der Greenback macht immer noch 46 % der globalen Devisenreserven aus, Gold 20 % und der Euro nur 16 %. Allerdings verfolgt die Europäische Zentralbank ernsthaft das Ziel, den Euro als internationales Zahlungsmittel und Reservewährung zu fördern.
Drittens nehmen die Handelsrisiken zu, da Schonfristen ablaufen. Donald Trump hat erklärt, dass er Briefe an Länder senden wird, um die gegen sie verhängten Zolltarife darzulegen. Das Weiße Haus beabsichtigt, die Zölle auf Autoimporte von 25 % auf 50 % zu erhöhen. Angesichts des Verkaufs des USD-Index am Unabhängigkeitstag der USA lässt sich annehmen, dass jede Eskalation der Handelskriege dem EUR/USD zugutekommen wird. Es ist nicht verwunderlich, dass Spekulanten weiterhin Short-Positionen gegen den US-Dollar ausbauen.
Dynamik der Positionen von Hedgefonds und Vermögensverwaltern gegenüber dem US-Dollar

Es ist schwierig abzuschätzen, wie sich die Konfrontation zwischen Israel und Iran auf das Hauptwährungspaar auswirken wird. Einerseits sind die steigenden geopolitischen Risiken im Nahen Osten negativ für den US-Dollar, der seinen Status als sicherer Hafen verloren hat. Der Dollar steht unter Druck aufgrund sinkender US-Aktienindizes und der damit verbundenen Verschlechterung der globalen Risikobereitschaft.
Andererseits verleihen steigende Ölpreise den EUR/USD-Bären etwas Spielraum. Die USA sind Netto-Ölexporteure, während die Eurozone ein Nettoimporteur ist. Zudem zeigt eine Studie von Bloomberg, dass ein Anstieg des Brent-Preises auf 100 Dollar pro Barrel die Benzinpreise um 17% erhöhen und die US-Inflation bis Ende Juni auf 3,2% treiben würde. Unter solcherm Bedingungen könnte die Fed beschließen, die Zinsen im Jahr 2025 nicht zu senken.

Wie die Fed auf den bewaffneten Konflikt im Nahen Osten reagiert, wird entscheidend sein. Jede nach oben korrigierte Inflationserwartung oder eine Reduzierung der erwarteten geldpolitischen Lockerung für dieses Jahr würde von Investoren als Signal zum Verkauf von EUR/USD gedeutet werden. Wahrscheinlich wird der Euro seine lokalen Höchststände durchbrechen, wenn sich diese Befürchtungen nicht bewahrheiten.
Der technische Ausblick auf dem täglichen EUR/USD-Chart zeigt, dass die Bullen ein Inside-Bar-Muster ausspielen wollen. Ein Ausbruch über die obere Grenze in der Nähe von 1,1615 würde eine Erhöhung der Long-Positionen ermöglichen, die beim Rückprall der Unterstützung bei 1,149 initiiert wurden.